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Übersicht Hausbooturlaube

Bootsurlaub: Sommer 2009
Nordholland

Teil 1:
Muiden - Amsterdam - Alkmar

Teil 2:
Alkmar - Edam - Muiden
Teil 3: 
Holland versus Frankreich


Di. 21.07.2009

Hafenbrücke AlkmaarWir wollen um 11.00 auslaufen und melden uns 10 Minuten vorher per Telefon bei der Hafenmeisterin. Sie sagt uns, dass die bewegliche Hafenbrücke um 10:00 Uhr offen war und erst wieder um 12:00 Uhr hochgezogen wird. Also hätten wir noch eine Stunde Zeit für das Alkmaarer Biermuseum, dessen Öffnungszeit leider auf 13 bis 22 Uhr geändert worden ist. Immerhin ist die Post gegenüber geöffnet, so dass wir wenigstens unsere Urlaubskarten auf die Reise schicken können.

Um 11:50 starten wir die Motoren und sind auch rechtzeitig an der Brücke, um aus dem Hafen zu kommen. Wir wollen über Purmerend Richtung Amsterdam, nehmen aber nicht den kürzesten Weg über den Saskerleej, sondern fahren noch mal über das Alkmaarer Meer und die Stierop, um über die beschauliche Markervaart unseren Weg auf den Nordhollandsch Kanaal zu finden. Die Markervaart ist voll mit Freizeitbooten aller Größen und Arten. Restaurant "De Woude"Ganz Holland scheint heute auf dem Wasser zu sein. Kurz bevor wir in den Nordhollandsch Kanaal einbiegen, machen wir am linken Ufer bei "De Woude" fest, einem einladenden Restaurant mit vorbildlichem Anleger und gutem Mittagstisch.

Weiter geht's durch Purmerend (die dortige Schleuse hat stolze 1,20 m Hub), den Nordhollandsch Kanaal hinunter bis zum Sixhafen von Amsterdam. Wir kommen dort um 19:00 Uhr an. Der Hafen ist wieder übervoll aber wir bekommen einen Platz in der dritten Päckchenreihe zugewiesen und sind noch lange nicht die letzten.

 

Mi. 22.07.2009

Der Deutsche Wetterdienst hat für heute auf dem östlichen Ijsselmeer nur Windstärke drei bis vier - maximal aber fünf Beaufort vorhergesagt. Der Königlich-Niederländische Wetterdienst prognostiziert schwachen bis mäßigen Wind. Also nehmen wir uns die Tour über das Markermeer nach Edam vor. Um 9:00 Uhr, wir sitzen noch beim Frühstück, klopft der Hafenmeister an unser Fenster. Er treibt uns und die anderen Skipper, die ihr Boot in der Ausfahrt liegen haben, zur Eile an. Und wirklich, kurz vor 10 Uhr sind wir schon auf dem Ij.

Auf dem MarkermeerIm IJmeer angelangt, nehmen wir Kurs Nordost und halten auf den Leuchtturm der Insel Marken, in der Entfernung einem Reh nicht unähnlich, später zu einem Dinosaurier mutierend, zu. Der Wind kommt von achtern, wir laufen mit guten 15 km/h ein wenig schneller als die Wellen und das Boot liegt sehr komfortabel im Wasser. Das ändert sich, als wir hinter Marken auf Kurs Nord-Nordwest gehen. Wind und Wellen kommen jetzt quer aus Backbord und da, wo an der Einmündung der Gouwzee in das Markermeer die Landabdeckung fehlt, fegt der Wind recht heftig übers Wasser. Die Wellen sind jetzt deutlich höher, und das Boot rollt für Binnenmeerverhältnisse ganz ordentlich. Zehn Minuten später, kurz vor 12 Uhr, erreichen wir die Hafeneinfahrt von Edam.

Edamer KäsemarktWir diskutieren, ob wir nach einer Mittagspause mit festem Grund unter den Füßen nach Hoorn weiter fahren, entscheiden uns aber, den Nachmittag in Edam zu verbringen und melden uns in der schönen Marina „Het Galgenveld“ für die Nacht an. In der Stadt bekommen wir gerade noch die Schlusszeremonie des wöchentlichen Käsemarktes mit. Nach dem Essen (Saté schmeckt überall prima) im Restaurant „De Beurs“, das gleichzeitig Antiquitäten-und Kuriositätenhandel ist (d.h., nahezu die ganze Einrichtung ist verkäuflich), unternehmen wir noch einen ausgedehnten Rundgang durch das schicke Handelsstädtchen mit seinen idyllischen Winkeln.


Do. 22.07.2009

Es ist schon 11:30 als wir die Marina verlassen. Bei schwachen drei Beaufort gehen wir auf Kurs Süd-Südost Richtung Insel Marken. Das Markermeer hat seinen Namen heute nicht verdient. Auf unserem Wiesensee haben wir schon höhere Wellen erlebt. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere Yacht mal richtig auszufahren. Wir schieben beide Gashebel bis zum Anschlag nach vorn. Die beiden Diesel machen mit lauten Röhren darauf aufmerksam, dass sie sich mächtig ins Zeug legen und bald hat das Boot GPS-gemessene 19 km/h Speed erreicht. Die hohen Wellen die wir erzeugen, lassen Schlimmes für unseren Dieselverbrauch befürchten. Aus der geschätzten Länge der Wasserlinie errechnen wir überschlägig die Rumpfgeschwindikeit unseres Bootes (die spezifische Höchstgeschwindigkeit eines Wasserfahrzeuges, bei der die ökonomische Verdrängerfahrt geade noch möglich ist) und kommen auf runde 16 km/h. Die Turning Point läuft also bei Auf dem MarkermeerHöchstgeschwindikeit als Halbgleiter und wir sehen schon die $-Zeichen in den Augen des Tankwarts aufscheinen. Ein paar Minuten gönnen wir uns den Spaß noch, dann drosseln wir wieder auf unser Marschtempo von 15 km/h.

Wir müssen auch gut aufpassen, weil viele Segler unterwegs sind. Hinter Marken gehen wir auf Kurs Süd-Südwest und steuern die Insel Pampus an. Jetzt frischt der Wind deutlich auf, die Segler um uns herum machen deutlich mehr Fahrt. Gut, dass wir unser Fernglas dabei haben. So können wir Kurs und Geschwindigkeit  der anderen Boote frühzeitig einschätzen.

Um 13:30 Uhr laufen wir in die Vechtmündung bei Muiden ein. Jetzt unterliegen wir wieder den Geschwindigkeitsbeschränkungen der Flussschifferei. Mit gemütlichen 6 bis 9 Stundenkilometern tuckern wir die Vecht hinauf. Am Ufer wechseln sich schmucke Wochenendhäuschen, mittelständisches Gewerbe und pittoreske Hausboote mit Weideflächen ab. Am Altarm „Den Nees“ wenden wir.

Brückenzoll via Klompen-AngelBei Nigtevecht wechseln wir in den Amsterdam-Rijn-Kanal und freuen uns über noch eine Schnellfahrstrecke. Wir reihen uns hinter einem großen Frachtschiff ein, bis wir dann an der Schleuse „De Uitkomst“ nach rechts abbiegen und die beschauliche Durchfahrt durch Weesp genießen. Ab der Zwantjesbrug begleitet uns der Brückenwärter auf seinem Fiets und öffnet nacheinander drei Brücken für uns. An der mittleren kassiert er 3 € Brückengeld, indem er ganz stilecht einen Klompen an einer Angel zu uns herunterlässt.

Wir fahren zurück in den Außenhafen von Muiden zur Tankstelle und übernehmen 220 l Diesel. So viel haben wir also in einer Woche verbraucht. Anschließend gehen wir noch mal im „Graaf Floris V“ essen und bekommen einen Tisch direkt am Wasser. Der Fisch des Tages (Seewolf) ist so frisch, wie man ihn in den heimischen Binnenlanden niemals auf den Teller bekommt und schmeckt hervorragend.

Schon in der Dämmerung legen wir in Muiden ab. Wir setzen unsere Positionslichter, verlegen zu unserem ruhiggelegenen 24-Stunden-Schwebebalken und machen gerade noch im letzten Licht fest.

Bei einem Gläschen Wein im Salon wollen wir den Urlaub ausklingen lassen. Da macht uns ein Plätschern aus der Bilge nervös. Unser Ingenieur (ja, zum Glück haben wir einen diplomierten Maschinenbauer an Bord) verschwindet sofort in der Bilge und entdeckt, dass wir aus der Stopfbuchse der linken Schraubenwelle ordentlich Wasser übernehmen. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute errechnen wir mit etwas Grundschul-Mathematik: Bei 2, 40 m Wassertiefe und 1,20 m Tiefgang bekommen höchstens die Maschinen nasse Füße, wenn wir absaufen – die Crew aber bleibt trocken.

Nach einer knappen halben Stunde hat unser Ingenieur dann die Leckage abgedichtet, und wir können uns beruhigt auf’s Ohr legen.

 

23.07.2009

Nach langem, erholsamem Schlaf stellen wir erwartungsgemäß fest, dass die Turning Point noch schwimmt, und nach unserem letzten Frühstück an Bord geben wir das Boot in Muiden an der Charter Basis zurück.

 

 

Fazit

Nach acht Bootstouren in unterschiedlichen Fahrgebieten in Frankreich hatte sich zuletzt ein wenig Routine eingestellt. Unsere Fahrt durch Nordholland war dagegen vom Anfang bis zum Schluss abwechslungsreich, interessant und spannend bis abenteuerlich.





Teil 1:
Muiden - Amsterdam - Alkmar

Teil 2:
Alkmar - Edam - Muiden
Teil 3: 
Holland versus Frankreich