Ein Artikel in der
Zeitschrift Boote 3/2014 hatte uns die angeregt, die
Bundesgartenschau 2015, die auf fünf Standorte im Havelland
verteilt ist,
vom
Fluss aus zu besuchen. Weil der Standort Stölln nicht direkt an
der Havel liegt
und Havelberg weit abseits der anderen Standorte ist, beschränken
wir unseren
Besuch auf Brandenburg, Premnitz und Rathenow.
Samstag, 20.06.2015
Nachmittags übernehmen
wir in der
Marina Havelauen in Werder an der Havel eine Holliday 960. Wir freuen
uns über die
reichhaltige und durchdachte Ausstattung des Bootes und über das
großzügige
Raumangebot. Zu zweit kann man auf dem Boot sehr komfortabel wohnen.
Sonntag, 21.06.2015
Nach dem
Frühstück legen wir ab und
biegen in die Potsdamer Havel ein, die hier zunächst aus dem
großen und dem
kleinen Zernsee besteht. Für einen Sonntag Vormittag ist es recht
ruhig auf den
weiten Wasserflächen. Das ändert sich, als wir vor der
Autobahnbrücke, wo die
Havel wieder zu einem schmalen Fluss wird, auf sechs Sportboote warten
müssen,
die vor uns aus einer Marina auslaufen und sich zu einem Konvoi
formieren. Da
nähert sich von hinten zügig ein großes Hotelschiff aus
der Schweiz. Wir
verziehen uns in eine Ausbuchtung und lassen es passieren. Wenig
später folgt
auch der Konvoi unserem Beispiel.
Hinter der Mündung der
Potsdamer Havel
in die Untere Havelwasserstraße (UHW) teilen wir uns das
Fahrwasser jetzt auch
mit Lastkähnen und Schubverbänden. Bei Ketzin müssen wir
warten, bis die Fähre
am Ufer festliegt und ihre Kette abgesenkt hat.
Anschließend lassen
wir die
Berufsschifffahrt auf dem Hauptfahrwasser Dammgraben zurück und
wählen die
längere, aber romantische Variante über die Ketziner Havel.
Zurück auf der UHW
schließen wir
schnell auf einen besonders langsamen Schubverband auf, den wir dann
aber auf
dem breiten Trebelsee gefahrlos überholen können.
Hinter der Brandenburger
Vorstadtschleuse verabschieden wir uns erneut von der
Großschifffahrt und
biegen in die Brandenburger Niederhavel ein. Auf die Buga-Fähren
und den einen
oder anderen Ausflugsdampfer waren wir gefasst, aber der Zufall will,
dass wir
gerade am letzten Tag des Brandenburger Havelfestes eintreffen, das
noch
zusätzlichen Verkehr auf dem Wasser und einen Riesentrubel am Ufer
verursacht.
Beim Anleger Slawendorf ist
gerade noch
ein Platz für uns frei. Wir vertrauen darauf, dass der laute
Rummel am letzten
Tag des Festes zu einer vernünftigen Zeit endet und machen fest.
Es
ist früher
Nachmittag und wir nehmen
den kurzen Fußweg zum Buga-Gelände Marienberg. Nachdem wir
dort herrliche
Rosen, tolle Stauden und riesige Zierlauche mit handballgroßen
Blüten bewundert
haben, besuchen wir noch die Blumenschau in der Johanniskirche. Dann
stärken
wir uns erst einmal auf dem Havelfest mit Fast Food vom Schwenkgrill.
Als
Nachtisch gibts Baumkuchenstrietzel, eine regionale Spezialität
aus süßem
Hefeteig, am hölzernen Drehspieß gegrillt und dann in Zucker
gewälzt.
Köstlich! Zum Schluss besuchen wir
noch
die Themengärten im Packhof-Gelände. Abends gegen 21 Uhr ist
der Lärm des
Havelfestes wirklich schon verstummt, und wir können
tatsächlich ruhig
schlafen.
Montag 22.06.2015
Wir
folgen der
Brandenburger
Niederhavel weiter zu Tal. Sie ist relativ schmal, und wir sind
erstaunt,
unmittelbar hinter den letzten Häusern Brandenburgs und im nahen
Umfeld der
Metropole Berlin einen derartig romantischen Flusslauf anzutreffen.
Nach
wunderschönen sechs Kilometern erreichen wir die weiten
Wasserflächen des
Breitlingsees und des Plauer Sees. Die Seen bilden ein
Wasserstraßenkreuz
zwischen Unterhavel, Brandenburger Niederhavel, Silokanal und
Elbe-Havel-Kanal.
Die Fahrrinnen, die diese vier Wasserwege verbinden, sind zwar gut
betonnt,
trotzdem wären wir bei Plaue beinahe in den Elbe-Havel-Kanal
eingebogen anstatt
rechts in die Unterhavel.
Wir
fahren nun durch eine
sumpfige
Auenlandschaft mit vielen Altarmen und einladenden Ankerbuchten. Es ist
heute
wenig Verkehr auf diesem Flussabschnitt. Wenn uns ein anderes
Wasserfahrzeug
begegnet, dann ist es meist ein BunBo (Bungalow-Boot), das aussieht,
als hätte
man ein Blockhaus auf ein Floß gestellt, und das in eher
gemächlichem Tempo
seine Bahn zieht. Auffällig sind auch die vielen Stellnetze der
hiesigen
Fischer, und wir nehmen uns vor, bei nächster Gelegenheit
Havelzander zu essen.
Wir passieren eine Gruppe von 15 Graureihern, die nebeneinander am Ufer
in
einer Reihe in nahezu exakt gleichen Abständen aufgereiht stehen.
Wir
sinnieren, ob Reiher Reiher heißen, weil sie sich so ordentlich
aufreihen
können.
In
Premnitz machen wir
mittags gleich
am ersten Anleger fest und befinden uns damit schon auf dem
Buga-Gelände. Wir
haben Hunger, lassen uns das Restaurant Retorte empfehlen, freuen uns
auf Haute
Cuisine und begeben uns auf den ca. 15-minütigen Fußweg.
Leider hat die Retorte
wegen Montag-Ruhetag geschlossen, wir gehen zurück aufs
Buga-Gelände und
begnügen uns mit dem typischen Buga-Catering: Currywurst, Buletten
und Pommes.
So gestärkt erkunden wir die im Vergleich mit Brandenburg eher
bescheidene,
zurückhaltende aber liebenswürdige Gartenschau. Am meisten
beeindrucken uns die
Beete mit zartem Federgras, das sich fast anfühlt wie das weiche
Fell eines
langhaarigen Hundes, und der Naturerlebnispfad durch den
urtümlichen Auenwald.
Nachmittags fahren wir noch
das kurze
Stück weiter nach Rathenow und machen im alten Hafen fest.
Dienstag, 23.06.2015
Regen von früh bis
spät hindert uns am
Buga-Besuch und verurteilt uns zum Chillen. Highlight des Tages ist
unser
Besuch im Restaurant “Zum alten Hafen”: Schönes Ambiente,
exzellente Küche,
freundliches Personal und endlich perfekt gebratenen Zander! Als
Überraschung: Kunst auf dem Cappuccino.
Mittwoch, 24.06.2015
Es ist kalt und windig,
aber der Regen
hat endlich aufgehört. Wir gehen den kurzen Weg
zum Buga-Gelände Optikpark. Hier hat die Buga
viel Platz und die Beete
sind großzügig in eine weite Parklandschaft eingebettet. Die
bunten
Blumenpflanzungen sind zu Farbstrahlen angeordnet, die das Gelände
gliedern und
Blickachsen betonen. Die vielen verschiedenen Seerosen in der
Seerosenarena
haben wegen des kalten Wetters ihre Blüten nur halb geöffnet,
aber sehenswert
sind sie allemal.
Zu Mittag gehen wir wieder
ins
Restaurant “Zum alten Hafen” - es war gestern einfach zu gut, um etwas
anderes
zu probieren.
Nachmittags
besuchen wir
den anderen
Teil des Rathenower Buga-Geländes im Weinbergpark. Hier wird
besonders mit dem
Rhododendrontal und der Dahlienarena geworben, aber die Rhododendren
sind
verblüht und die Dahlien noch nicht in Blüte. So bleibt es
bei der
Großzügigkeit und Weitläufikeit des bewaldeten
Weinbergparks mit gut
platzierten Blumeninseln. Nebenbei erhaschen wir noch einen Blick auf
den Spreewälder Gurkenkönig, der
gerade zu Besuch
auf der Buga weilt.
Um 15:00 Uhr sind wir
zurück bei unserm
Liegeplatz. Wir legen ab und fahren zügig die Havel hinauf. Ein
Eisvogel quert
im Tiefflug unseren Kurs. An der Schleuse Bahnitz müssen wir eine
halbe Stunde
warten, trotzdem sind wir schon um 18:30 Uhr in Plaue und legen am
Wasserwander-Rastplatz an. Unterwegs hat sich das Wetter stetig
gebessert, und
abends ist es seit Tagen zum ersten Mal richtig sonnig.
Donnerstag, 25.06.2015
Endlich ein Sommertag! Wir
legen früh
in Plaue ab und wählen heute den schnellen Weg über den
Silokanal zur
Vorstadtschleuse Brandenburg. Der Kanal ist zwar landschftlich lange
nicht so
reizvoll wie die Brandenburger Niederhavel, aber mit seinen Recycling-,
Ver-
und Entsorgungbetrieben und der damit verbundenen Berufsschiffahrt
durchaus
nicht langweilig.
An der Schleuse haben sich
bald vier Sportboote
eingefunden
und wir werden relativ zügig geschleust. Mittags machen wir vor
der Fähre Ketzin
halt, wo das Restaurant “An der Fähre” mit seinen
Gastliegeplätzen zur Einkehr
einlädt. Wir sitzen draußen am Fluss im Schatten eines
großen Baumes und
genießen unseren heutigen Havelzander.
Nach Tisch fahren wir
weiter und
wählen den Weg über die Potsdamer
Havel. Wir lassen Werder rechts
liegen
und passieren
Caputh, wo
es zwischen der Eisenbahnbrücke
und der Einfahrt in den
Templiner
See bei den Ausflugsdampfern
recht eng zugeht. |
Gegen 16:00 Uhr erreichen
wir
den
Yachthafen Potsdam. Den Abend verbringen wir im Park Sans Souci. Zum
südlichen
Eingang am Schloss Charlottenhof ist es vom Yachthafen aus nicht weit.
Die
Blumenbeete vor dem Charlottenhof hätten auch der Buga alle Ehre
gemacht.
Wir
spazieren weiter durch den ungemein weitläufigen, naturnahen Park,
vorbei an
den Römischen Bädern zum Chinesischen Haus. Dieses ist so
heftig mit
kitschigen, vergoldeten Figuren überladen, dass man es unbedingt
gesehen haben
muss.
Wir laufen weiter über schmale Pfade und die breite
Hauptallee zum Neuen
Palais. Diesen Rokkoko-Ausbund muss man nicht unbedingt gesehen haben,
aber den
Park drumherum um so mehr. Nach unserem ausgedehnten Spaziergang
können
wir endlich
mal in diesem Urlaub den Tag im warmen Abendsonnenschein auf unserem
Oberdeck
ausklingen lassen.
Freitag, 25.06.2015
Vormittags erlaufen wir den
östlichen
und nördlichen Teil des Sans Souci-Parks. Dazu nehmen wir die
Straßenbahn 91
bis zum Luisenplatz, betrachten kurz das Brandenburger Tor (ja, so was
gibt es
auch in Potsdam) und betreten den Park durch den Haupteingang das
“Grüne
Gitter”. Wir starten im Marlygarten mit seinen schönen
Rabatten, erreichen über die
mediterran mit Zitronenbäumchen
gestaltete Villa Illaire, die große Fontäne und den Aufgang
durch den
Friderizianischen Garten das Highlight des Parks: Schloss Sans Souci.
Weiter geht es zur
Neptungrotte, sie
ist noch nicht restauriert, aber irgendwann wird sie mit den
Wasserspielen
sehr schön
sein. Unser Weg führt uns noch zur alten Windmühle, vorbei an
den
Sizilianischen Gärten und der beeindruckenden Orangerie in den
wunderschön
bepflanzten Paradiesgarten. Mittags verlassen wir Sans Souci durch das
Tor
Charlottenhof und kehren zurück zum Yachthafen,
Ganz nah bei unserem Steg
liegt das
Hafenrestaurant “Kombüse No. 22". Wir wählen - na was schon:
Havelzander -
diesmal mit Lauchgemüse in Folie gegart - einfach lecker.
Zum Dessert gibt es
schokoladigen
Schokoladenkuchen mit ganz viel Schokolade.
Wohlgesättigt
legen
wir ab und fahren
weiter die Potsdamer Havel hinauf. Vom Wasser aus bietet Potsdam viele
schöne
Ansichten. Wir sehen die Nikolai-Kirche und das Landtagsgebäude im
Zentrum, den
Park auf der Freundschaftsinsel, das postmoderne Hans-Otto-Theater, den
Flatowturm, das Kleine Schloss und das Schloss Babelsberg. Wir fahren
unter der
Glienicker Brücke hindurch, die bekannt wurde, weil hier zu Zeiten
des Kalten
Krieges die NATO und der Warschauer Pakt ihre enttarnten Agenten
austauschten.
Vom Jungfernsee aus sehen wir Schloss Cecilienhof und die frisch
renovierte
Meierei. Von den Attraktionen am Ufer darf man sich als
Schiffsführer nicht
ablenken lassen, denn die Strecke von Herrmannswerder bis zur
Glienicker Brücke
ist relativ eng und sowohl von Ausflugsdampfern wie auch von
Sportbooten stark
frequentiert. Bei den einzelnen Sehenwürdigkeiten gibt es zwar
Anleger für die
Fahrgastschiffe, nicht aber für Sportboote - irgendwie schade.
Wir fahren weiter am
Naturschutzgebiet
Pfaueninsel vorbei auf den Großen Wannsee. Das Strandbad
beeindruckt schon von
weitem ob seiner Größe. Auf dem Wannsee wenden wir und
nehmen Kurs auf die
Charterbasis. Unterwegs machen wir aber noch einen Halt am
Wasserwander-Rastplatz Werder und besichtigen die hübsche
Inselstadt - ein
Rundgang, der sich lohnt, sich aber nur mit gutem Schuhwerk empfielt,
denn
sämtliche
Straßen sind mit Lesestein gepflastert. Gegen 19:30 Uhr erreichen
wir die Marina
Havelauen, wo wir vom Personal der Charterfirma freundlich empfangen
werden.
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