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Bootsurlaub: Sommer 2014

Die große Schleife durch die niederländischen
Provinzen Utrecht und Süd-Holland

Loosdrecht, Utrecht, Oudewater, Gouda, Bodegraven, Woerden, Weesp, Loosdrecht

Samstag, 09.08.2014

In der Locaboat-Basis Loosdrecht übernehmen wir nachmittags eine Pénichette 1165 FB. Um Vorräte  einzukaufen, fahren wir nach Loenen in den prima sortierten Jumbo-Supermarkt. Wir genießen unser erstes Abendessen an Bord und verbringen die Nacht im Hafen der Charterbasis.

 

Sonntag,10.08.2014

Unser Tagesziel ist Utrecht. Nach dem Frühstück legen wir ab. Die Mijndensesluis senkt uns um wenige Zentimeter auf das Niveau der Vecht. Wir zahlen 5,00 € Schleusengeld dafür. Dem Fluss folgen wir durch eine schöne Landschaft, vorbei an imposanten Schlösschen, bis Maarsen. Weil die Vecht-Brücken in Utrecht zu niedrig für unser Boot sind, um den Stadthafen auf direktem Weg anzulaufen, wechseln wir in Maarsen auf den breiten Amsterdam-Rijn-Kanaal. Wir drehen in das Kielwasser eines voll beladenen Frachtschiffs ein und können mit unseren 12 km/h Höchstgeschwindigkeit gerade so dranbleiben. Schließlich erreichen wir den Utrechter Stadthafen in der Stadsbuitengracht von Süden her über den Vaartse Rijn. Der Hafenmeister Stadthafen Utrechtkassiert 12,20 € Liegegebühr für die Übernachtung inkl. Landstrom und Wasser.

Nach Einbruch der Dunkelheit besuchen wir die Altstadt. Wir folgen der Route “Trajectum Lumen”, die aus einer Reihe von zeitgenössischen Lichtkunst-Installationen an historischen Gebäuden besteht (http://www.trajectumlumen.com). Besonders das Schneegestöber aus Licht im oberen Teil des Domturms und die Glasscherben, die aus den gotischen Fenstern herabzurieseln scheinen, faszinieren uns, aber auch die anderen Lichtideen sind beeindruckend.

 

Montag, 11.08.2014

Bevor  wir heute auslaufen, wollen wir noch unseren Wassertank auffüllen, aber an der öffentlichen OphaalbrugZapfstelle fehlt der Wasserschlauch. Da die Pénichette keinen eigenen Schlauch an Bord hat, müssen wir das Wasserfassen auf später verschieben und legen ab. Wir queren den Amsterdam-Rijn-Kanaal und fahren auf dem Merwede Kanaal und dem Doorslag durch Nieuwegein. Wir biegen in die Hollandse Ijssel ein, die uns durch Ijsselstein führt. Bis hierher sind die Ufer dicht bebaut und Schleusen, Hub- Klapp- und Drehbrücken, die eigens für uns geöffnet werden müssen, hindern uns an zügigem Vorankommen. Überraschenderweise wird die Ophaalbrug vom Brückenwärter noch in traditioneller Art von Hand hochgekurbelt.

Jetzt fahren wir in eine eher ländliche Region ein, und wir kommen schneller voran. Ausgedehnte Felder und Viehweiden grenzen an die Hollandse Ijssel. Wir legen am frühen Nachmittag am Gästesteg des Jachthafen Marnemoede an und gehen zum Mittagessen ins Hafenrestaurant. Anschließend unternehmen wir einen neuen Versuch, unsere Wasservorräte aufzufüllen - aber die Plätze vor der einzigen Wasserzapfsäule sind von anderen Booten hoffnungslos zugeparkt. Also fahren wir weiter nach Montfoort, wo wir endlich Glück haben und am Ortseingang eine intakte und zugängliche Wassertankstelle finden.

Eigentlich wollten wir uns hier nicht weiter aufhalten, aber die Drehbrücke im Ortskern ist ( wie die anderen auf diesem Streckenabschnitt auch) von 16:00 bis 18:00 Uhr geschlossen und hat demnach noch eine gute Stunde Pause. Wir ergreifen die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang. Per Zufall entdecken wir die “De Valk”-Windmühle, die aber nur samstags für Besucher geöffnet ist und dann auch Mehl produziert.

Im EMTÉ-Supermarkt ergänzen wir unsere Vorräte und fahren weiter nach Oudewater. Als wir um 19:00 Uhr dort ankommen, sind die Liegeplätze am Kai allesamt belegt, und wir machen mit den Erdnägeln im Grünen fest - direkt hinter den offiziellen Liegeplätzen.

 

 

Dienstag, 12. 08.14

 

Vormittags erkunden wir das Städtchen Oudewater zu Fuß. Um 11:00 Uhr öffnet die Hexenwaage mit dem Hexenwaagenmuseum. Dieses kleine Museum ist zwar nicht nach den allermodernsten Gesichtspunkten der OudewaterMuseumspädagogik eingerichtet, aber man gibt sich Mühe: Es wird ein Film aus animierten, mittelalterlichen Illustrationen mit niederländischer, alternativ englischer, Tonspur gezeigt, und für ein halbes Stündchen Besichtigung ist es ganz interessant. Schließlich kann man sich auf der Original-Hexenwaage wiegen lassen, und wenn man schwer genug ist, erhält man ein Zertifikat, das bestätigt, dass man keine Hexe ist.

Zu Mittag essen wir im “Eethuisje ‘t Backertje”, das u. a. leckere Pannenkoeke anbietet, bei denen man sich den Belag selber zusammenstellen kann.

Nachmittags fahren wir weiter Richtung Gouda. Kurz vor Haastrecht warnt uns ein Alarmton, dass unser Motor zu heiß geworden ist. Wir legen an, lassen den Motor Entengruetzenalarmabkühlen und telefonieren mit der Charterbasis. Wir vermuten, dass der Kühlwasserfilter verstopft ist, denn wir mussten vorher durch einen großen Teppich aus  schwimmender Entengrütze fahren.

Wir stehen vor der Wahl, eine Stunde auf den Techniker zu warten oder die Störung selbst zu beheben. Wir lassen uns telefonisch erklären, welche Flügelmuttern wir aufdrehen müssen, um den Filter auszubauen. Dieser erweist sich als relativ sauber, wir spülen ihn trotzdem durch, und tatsächlich hält sich die Motortemperatur im grünen Bereich, als wir zehn Minuten später wieder Fahrt aufnehmen.

In Gouda hinter der Waaierschutsluis wirken sich dann die Gezeiten bis in unser Fahrwasser aus. Wir haben Glück, denn es ist gerade Ebbe, und bevor die auflaufende Flut den Gezeitenstrom gegen uns stellen könnte, sind wir schon durch die Julianasluis in die regulierte Gouwe eingebogen. Die Nieuwe Gouwe und die Kromme Gouwe bringen uns in die Marina des Wassersportvereins Gouda.

Der Hafen ist schon gut voll und das Anlegemanöver nicht Stadthafen Goudaganz einfach. Unter den Anweisungen und mit der Hilfe des freundlichen Hafenmeisters machen wir in einer engen Lücke an einer Motorjacht längsseits fest. Später geht noch eine Segeljacht bei uns längsseits, und so liegen wir schließlich mitten in einem Dreier-Päckchen.

Nach dem Abendessen an Bord besorgen wir neue Vorräte im Hoogvliet-Supermarkt (Entfernung ca. 15 min. zu Fuß) und besichtigen natürlich die Altstadt. Am schönsten ist der weitläufige Marktplatz. Das imposante Stadthaus kommt dadurch besonders zur Geltung, dass es einzeln in der Mitte des großen Platzes steht.

 

Stadthaus GoudaMittwoch, 13.08.2014

Wir gehen noch einmal die 20 min. bis zur Innenstadt, um die berühmten Glasfenster in der St.-Janskirche zu sehen: die Goudse Glazen http://goudseglazen.nl.

Mittags legen wir dann ab und fahren weiter die Gouwe hinauf. Vor der Hebebrücke in Boskoop bildet sich ein gewaltiger Stau von Motor- und Segelboten, Lastkähnen und richtig großen Containerfrachtern. Ein freundlicher Skipper, der mit seiner Segeljacht bei uns ins Päckchen geht, während wir bereits am Warteplatz vertäut sind, hat Marinefunk an Bord und informiert uns, dass die Hebebrücke gestört ist. Tatsächlich sehen wir wenig später einen Techniker im Maschinenhaus der Hebebrücke verschwinden.

Ca. eine viertel Stunde später funktioniert die Brücke wieder. Der Brückenwärter lässt erst die Schiffe und Boote von der Gegenseite passieren. Dann schließt er die Brücke und baut so erst mal den Autostau ab. Als er die Brücke wieder öffnet, lässt er uns freundlicherweise entgegen der Grundregel, dass die Berufsschifffahrt immer Vorrang vor der Sportschifffahrt hat, vor den dicken Frachtschiffen durchfahren.

Am Wasserstraßenkreuz von Alphen a/d Rijn biegen wir rechts in den Oude Rijn ab. Hier sind die Entengrützenteppiche noch häufiger, größer und dicker als auf der Hollandse Ijssel. Um sie möglichst wenig aufzuwirbeln, durchfahren wir sie ganz langsam. So sollte möglichst wenig Entengrütze unter unseren Rumpf und in die Ansaugöffnung für das Kühlwasser gelangen.

Hinter der Schleuse von Bodegraven machen wir fest und gehen erst mal im C1000-Supermarkt in der Innenstadt einkaufen. Für das Abendessen gönnen wir uns einen Besuch im „Restaurantje aan de Rijn“, einem sehr zu empfehlenden Restaurant mit “zeer lekkeren” Speisen, keine 100 m von unserem Anlegeplatz.


Donnerstag, 13.08.2014

Über Nacht hat sich die Entengrütze noch weiter verdichtet - Entengrütze, so weit das Auge reicht. Am liebsten würden wir auf ein anderes Boot als Grützenbrecher warten, der uns das Fahrwasser frei macht. Aber wir wollen heute noch bis Weesp kommen und so tasten wir uns mit kleiner Fahrt vorsichtig durch die grüne Pampe. Auf der Strecke bis nach Woerden, wo wir in die Grecht abbiegen, müssen wir noch zweimal den Kühlwasserfilter reinigen.

Auf der Grecht und der Kromme Ijdrecht fahren wir dann auf grützenfreiem Wasser durch das “grüne Herz” von Holland: viel Natur, viele Kühe, Schafe und Wasservögel, kaum Zivilisation, wenig Schiffsverkehr. Für das Mittagessen an Bord legen wir an einem der vielen Sportboot-Liegeplätze an.

Bei Uithorn treffen wir auf die Amstel. Dieser Fluss ist wassertouristisch sehr gut erschlossen. Oudekerk a/d Amstel macht im Vorbeifahren einen sehenswerten Eindruck, aber wir haben keine Zeit für einen Halt. Wir erreichen die Außenbezirke von Amsterdam und biegen in die Weesper Trekvaart ab. Gegen 19:00 Uhr durchqueren wir den Amsterdam-Rijn-Kanaal und machen in Weesp am Ufer der Smal Weesp fest.

Zum Abendessen gehen wir ins Alhambra, ein spanisches Restaurant, in dem es u.a. leckere Tapas und Fischgerichte gibt, aber man muss viel Zeit mitbringen.

 

Freitag, 14.08.2014

Das Alhambra in WeespVormittags wollen wir mit unserem Boot einen Abstecher nach Muiden machen und das Muiderslot mit seinem Kräutergarten besuchen. Als wir in Muiden ankommen, regnet es in Strömen. Obwohl am Gästesteg des Jachthafens noch viel Platz ist, lässt man, bzw. hier frau, uns nicht anlegen. Wir machen also kehrt, fahren zurück ins wesentlich freundlichere Weesp, wo wir  mitten in der Stadt anlegen dürfen, und gehen zum Mittagessen noch mal ins Alhambra.

Nachmittags legen wir ab und begeben uns auf unsere letzte Etappe: zurück zur Charterbasis am Loosdrechter Plassen. Die Vecht fließt durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, wenn man gemächlich den naturnahen Fluss hinauf fährt, kann man kaum glauben, dass es nur ca. 20 bis 30 km zur quirligen City Amsterdams sind.

Loosdrechter PlassenAuf dem Verbindungskanal von der Vecht zum Plassen lassen wir die Basis links liegen und fahren noch eine ausgedehnte Schleife über den See. Eine frische Brise hat auf dem weiten Gewässer eine ansehnliche Windwelle aufgebaut, so kommt zum Schluss fast noch ein Gefühl von richtiger Seefahrt auf. Der Himmel hat sich eingetrübt und in diesem Licht ist es gar nicht so einfach, am Ufer die schmale Einfahrt in den Verbindungskanal auszumachen. Wir sind froh, dass wir den Ansteuerpunkt auf der Google-Maps-Karte auf unserem Smartphone markiert haben.

Schließlich machen wir am Kai der Locaboat-Basis fest, genießen unser letztes Abendessen auf dem Oberdeck und lassen den Urlaub bei einer Flasche Rotwein ausklingen.