(2001:
Redon - Josselin - Redon,
2002: Redon - Nantes - Redon,
2003: Laroche-Migennes - Châtel-Censoir auf
dem Canal du Nivernais )
so toll gelaufen waren, gab es eigentlich
keinen Zweifel
über die Gestaltung des Urlaubes 2004: Östliches Burgund /
Franche-Comté wurde
schon früh als Gebiet eingekreist, aber mit der Zeit wird man
wählerisch: Bitte
keine Strecke mit so vielen Schleusen wie 2003! W. lag die Fahrt durch
einen
Tunnel schon lange in der Nase, und so war es nachvollziehbar, dass er
nach
langem Karten- und Prospekte-Studium die Strecke von Gray nach Corre
auf der
oberen Saône vorschlug. Dann musste alles sehr schnell gehen,
denn wir wollten
bis Ende Dezember noch den Frühbucherrabatt erhalten.
Ruff-Hausboote /
Ditzingen organisierte wieder alles bestens für uns: Eine Corvette
A sollte am
Samstag, 24.7.04 ab 14.00 Uhr an der Connoisseur-Station Ile Sauzay in
Gray für
uns bereit stehen.
Wie kommen wir hin? Alle wollten sich
etwas Zeit und Muße
gönnen, deshalb wollten beide Paare mit ihren PKWs einen Teil der
Strecke schon
am Freitag bewältigen. Das Noch-nicht-Abschalten-Können vom
Alltagstrott und
heftige Regenfälle bewirkten, dass das eine Paar gegen 20.00 Uhr
endlich in
Offenburg ein Hotelzimmer fand, das andere - wie gut, dass es Handys
gibt -
gegen 22.30 Uhr folgte.
Samstag, 24.
Juli 2004
(20 km in 2 Stunden 30 Minuten, 2 Schleusen)
Nachdem gemeinsamen Frühstück
ging es gegen 9.30 Uhr mit
Regen wieder auf die Autobahn A5. In Neuenburg erreichten wir die
Grenze. Wozu
braucht man überhaupt diese engen „Schleusen“ noch?
Hinter der Grenze überquerten mehrere Wildbrücken die
Autobahn A36. In St. Maurice muss man durch eine Maut-Stelle, bei der
Abfahrt
wird dann abgerechnet. Wird das deutsche Maut-System, sollte es
irgendwann
einmal funktionieren, billiger und / oder komplizierter?
Hinter Mulhouse machte ein Schild auf die Abbaye
d´Oelenberg aufmerksam, die wunderschön in Weinbergen liegt.
Vorbei an Belfort
und Montbéliard verließen H. um 12.15 Uhr die Autobahn, um
auf der D 438 über
viele Hügel nach Gray zu gelangen.
Gray machte einen grauen Eindruck auf uns.
Dank W.s
Stadtplan-Ausdruckes und Hinweisen fanden wir um 12.50 Uhr die Station
doch sehr
schnell. S. waren schon da. Anhand des Informationsmaterials, das wir
an der
Station bekamen, erkundeten wir per Fuß die Stadt am Berg, dessen
Steigung dem
durch Grippe noch angeschlagenen A. zu schaffen machte, und suchten vor
allem
einen Ort zum Essen. Für unseren Geschmack fanden wir leider nur
die „Pizzeria
de la petite fontaine“ in der rue du marché, aber die
Speisekarte war sehr
abwechslungsreich und es schmeckte. Erst beim Verlassen des Lokals
nahmen wir
den gegenüberliegenden Turm mit dem alten Eingang wahr, in der
Tür im Haus
nebenan saß ein alter Mann mit eine Handarbeit. Aber für die
kulturellen
Schönheiten dieser Stadt hatten wir keine Zeit. Quasi im
Vorbeigehen sahen wir
das Renaissance-Rathaus aus dem Jahr 1568 mit seinen Arkaden und den
farbig
glasierten Ziegeln und huschten kurz in die Basilika Notre-Dame mit
ihrer
neogotischen Vorhalle von 1863. Überall wurde auf die vier
Ausstellungen zum
100. Geburtstag von Dali aufmerksam gemacht. Welche Verbindung hatte er
zu
Gray?
An
die Station zurückgekehrt,
ließ sich W. in die
Eigenarten dieses Schiffes und die der Saône einweisen,
während A., M. und C.
mit dem Auto aus einem supermarché den Proviant holten. Nachdem
die Autos entladen waren und auf
dem eingezäunten
Parkplatz der Station zurück blieben, hieß es um 17.30 Uhr
„Leinen los“ und wir
machten uns mit W. am Steuer auf den Weg die Saône hinauf.
Im Vergleich zu unseren anderen Touren
soll es auf dieser
Strecke automatisch betriebene Schleusen geben. Im Bootsführer war
alles genau
erklärt. Trotzdem bekamen wir etwas „Bammel“, als wir gegen 18.00
Uhr das erste
Seil an einem Drahtseil über dem Kanal vor der Schleuse 15 Rigny
baumeln sahen.
Wie muss gedreht werden? Die Zeichenerklärungen an der Stange und
im
Bootsführer reichten uns nicht aus. M. war zu zaghaft, es tat sich
nichts. C.
verdrückte sich. A. schwang das Seil wie ein Lasso und
tatsächlich: Ein Licht
blinkte. Kurze Zeit darauf ging das rote Licht aus und ein grünes
Licht
leuchtete auf. Das untere Schleusentor öffnete sich, wir fuhren in
die
Schleusenkammer und machten hinten und vorne die Leinen fest. Nun
musste man an
einer blauen Stange ziehen: Wie von Geisterhand schloss sich das untere
Tor und
die Schleusung nahm ihren Lauf. Kein Mensch war zu sehen. Nur ein Auto
fuhr an
und wieder weg und ein Hund lief herum.Auch an der 2. Schleuse 14
Verreux geschah
dasselbe
„Wunder“. „Da braucht man noch nicht mal zu reden!“ kommentierte A.
Da es schon auf 20.00 Uhr zuging, suchten
wir einen
Anlegeplatz in der freien Natur und fanden ihn bei Flusskilometer
„304“. Die
Böschung hinauf gab es hinter dem Gebüsch nur Felder, erst am
Horizont Häuser.
Allerdings gab es in der Nähe ein paar Camper, aber wir
fühlten uns nicht
gestört,
hoffentlich taten dies die beiden Schwäne auch nicht.
Das Abendessen wurde auf dem Deck
eingenommen. Dabei
beobachteten wir Autos, die auf dem jenseitigen Treidelpfad entlang
fuhren;
Einer schlug gegenüber von uns hinter Bäumen sein Lager auf
und begann zu
angeln. Auch an der Saône gibt es viele Angler, sie sind aber
weitaus freundlicher
als die, die wir auf den früheren Touren erlebt haben. Schwalben
flogen herum. Wo und wie nisten
sie? Welche
Arten von Schwalben gibt es? Um 21.30 Uhr vertrieben die Mücken
die Idylle.
Nach dem Abwasch stellte sich gegen 22.15 Uhr Stille auf dem Schiff ein.
Sonntag, 25.
Juli 2004
(40 km, in 5 Stunden 45 Minuten, 6 Schleusen und 2 Tunnel)
A. hielt es um 6.30 Uhr nicht mehr im Bett
aus und störte
wieder mal die Nachtruhe aller. Um 6.45 Uhr kamen Glocken dazu. Um 8.15
Uhr
frühstückten wir. Um 10.00 Uhr hieß es „Leinen los“ und
A. steuerte das Boot.
Nachdem uns zwei Schiffe entgegen gekommen waren , fuhr A. sehr
zügig in die
Schleuse13 Savoyeux ein. Hier
gab es einen Schleusenwärter und
einen Hund. Das
muss auch so sein, denn der Mensch betreut auch den 640 m langen
Tunnel. Die
Fahrt durch diesen Tunnel erfolgt im durch Ampeln geregelten
Wechselverkehr.
Trotz Klaustrophobie blieb A. am Steuer, obwohl C. ihm angeboten hatte,
mit ihm
mit den Rädern an Land zu gehen. Sein Freund W. war da
zuversichtlicher: „Er
sieht ja das Licht am Ende des Tunnels.“ Der Tunnel war viel breiter
(7m) und
höher (4,70m) , als wir es uns vorgestellt hatten. Trotzdem war es
beeindruckend. In regel-mäßigen Abständen sind Lampen
an der Decke angebracht,
die leuchten. Meterangaben an der Wand dienen der Orientierung. A.
bemerkte
sogar eine Fledermaus, die über uns hinweg flog.
Die Saône macht in ihrem oberen Lauf
viele Windungen, die
durch Kanäle und zwei Tunnel begradigt wurden. An
manchen Stellen
kann man mit den Freizeitschiffen die Schleifen noch ganz befahren, oft
sind
es jedoch
nur Sackgassen, die zu einem Ort führen. Pfeile zeigen die
Hauptrichtung an.
Um Ray-sur-Saône fehlt die
Uferbefestigung, was zur Folge
hat, dass die Böschung an manchen Stellen abgerutscht ist. Das
Schloss am Berge
mit der Kirche darunter und die Zeit zum Mittagessen (12.00 Uhr)
ließ uns nach
Ray-sur-Saône abbiegen. Die
Pontons weiter oben sahen wir nicht,
sondern wir
wollten hinter dem Strand, an dem sich einige Menschen aufhielten, die
Heringe
einschlagen. W. steuerte den Bug in Richtung Land, A. hielt C. fest an
der
Hand, sie wollte an Land springen. C. hatte sich einen festen Platz zum
Aufsetzen ihres linken Fußes ausgeguckt, aber sie spürte
keinen Boden und
rutschte mit der linken Seite bis zur Hüfte ins Wasser.
Reflexartig warf sie
sich mit der rechten Seite die Böschung hinauf und sammelte sich
erst einmal.
A. und M. schauten erschrocken und boten ihre Hilfe an. Nachdem die
Leinen festgemacht
waren und C. ihre
Hosen gewechselt hatte, konnte man sich endlich in Richtung eines
Lokals
bewegen, das an der Station in Gray mit einem farbigen Flyer inclusive
Speisekarte auf sich aufmerksam gemacht hatte. Es war ein
sehr nüchternes Lokal und die
Chefin wies uns ab, da sie 18 angemeldete Gäste erwartete. Nun
blieb uns nichts
anderes übrig, als doch bei „Yvette“, bei der wir vorher schon
vorbei gekommen
waren, drinnen zu speisen. Die beiden Damen waren sehr freundlich,
aufmerksam,
behende und gesprächig. Hier machten wir die Bekanntschaft mit dem
Aperitif der
Region: dem mac-vin, der uns allen sehr gut mundete. Nach dem
ausgiebigen Mahl
und bei der Hitze hatten wir keinerlei Energie mehr, um uns die
Schönheiten des
Ortes anzusehen: Das im 30jährigen Krieg zerstörte und im 18.
Jahrhundert
wieder aufgebaute Schloss, durch dessen Fenster man nicht sehen darf,
mit
seinem Park, die Kirche und das Waschhaus. Wir aber begaben uns zum
Fluss.
Abgestorbene Baumgruppen am jenseitigen Ufer riefen spekulative
Vorstellungen
hervor. Um 14.45 Uhr legten wir wieder ab.
Vor der Schleuse 11 Charentenay mussten
wir warten.
Deshalb stieg C. an der Leiter hoch und lief am Ufer entlang. Die
Schleusenwärterin hörte gar nicht mehr auf, sich zu
krümmen wegen des Anblickes
des lassoschwingenden A. Als alle in der Schleusenkammer waren, fand
die
Belehrung über die richtige Benutzung des Seils statt. In den
Schleusen 10
Soing und 9 Chantes konnten wir das neu erworbene Wissen gut anwenden.
Dann
bekamen wir den nächsten Schrecken, als unser Schiff von der
Brücke von Chantes
aus mit Wasser beschüttet wurde. Um die Brücke herum waren
viele Leute im
Badedress. Es war ja Sonntag und zudem waren auch in Frankreich schon
die Ferien
angebrochen. Brücken dürften hier ihren besonderen Reiz
ausüben, wie wir noch
erleben sollten.
Nach
dem Passieren der Schleuse 8
Rupt-sur-Saône begann
die lange s-förmige Einfahrt zum 680m langen Tunnel St. Albin, der
mit 6,60m
bis 5,40m Breite und 4,11m Höhe etwas enger ist als der von
Savoyeux. Die
Ausfahrt ist gerade.
Nach
der Schleuse 7 Scey-sur-Saône
kamen wir am port de
commerce und einem Lokal vorbei, um dann nach links in die Zufahrt zum
eigentlichen Hafen abzubiegen. Diese Fahrt war etwas aufregend. Ein
Sportboot raste immer wieder sehr gewagt um uns herum und hatte dabei
noch jemanden auf einem aufgebalsenen LKW-Reifen im Schlepptau. Um
18.30 Uhr legten wir an.
Nach der Anmeldung bei der Capitainerie -
die Anlage
bietet alles unter einem Dach: Waschbecken für Menschen und
Kleider, Toilette,
Pissoir, Dusche, Steckdosen, was uns doch etwas zu öffentlich
erschien - und
einem kleinen Erkundigungsgang durch den Ort speisten wir um 19.30 Uhr
zu
Abend, während C. genug hatte von diesem Tag und sich
zurückzog. Wir fütterten dann noch vom Boot aus die
Wasservögel. Das ging nicht ohne Krümel an Deck ab und die
ganze Nacht bis in den frühen Morgen war leises
Tapsen an Deck zu vernehmen.
Montag, 26.
Juli 2004
(ca. 34 km in etwas mehr als 4 Stunden, 4 Schleusen)
A.
und C. standen um 7.00 Uhr auf, um sich
ab 7.25 Uhr den
Ort genauer anzusehen: Er bietet weiter weg vom Fluss eine
größere Kirche, eine
schön angelegte gefasste Quelle, ein Waschhaus, eine Grotte und
eine Mühle mit
Bäckerei, aus der wir uns natürlich bedienten. Nach dem
üppigen Frühstück
legten wir um 10.00 Uhr ab. Dank W.s Bastelarbeit konnte man sich mit
einem
batteriebetriebenen 12 Volt- Föhn auch an Bord die Haare trocknen.
Einsetzender Regen erforderte, den
Steuerstand nach unten
zu verlegen bis zur Schleuse 6 Chemilly. Ein größeres Haus
gegenüber der
Schleuse hoch oben auf dem Berg beeindruckte C. Das dürfte aber
nicht das
Schloss sein, in dem sich ein Kostümmuseum befindet. Um das zu
besichtigen und
um auch die einzige Statue des Hl. Johann von Nepomuk in diesem Gebiet
zu
sehen, hätten wir den Stich nach dem Ort Chemilly fahren
müssen. So aber fuhren wir weiter zur Schleuse 5
Port-sur-Saône.
Dort bekamen wir eine Johannisbeer-Tarte angeboten. An vielen Schleusen
wird
Wein und/oder Honig zum Verkauf angeboten.
Um
11.50 Uhr legten wir in
Port-sur-Saône an, um uns den
Ort anzusehen, Sahne für die Tarte zu kaufen und einen
Mittagstisch zu suchen. Nach 2 Tagen relativer Ruhe und Einsamkeit
schlug A.s Herz höher, als wir an die N 19 -
Durchgangsstraße kamen und
viele Autos und LKWs vorbeifahren sahen! M. jedoch hielt sich wegen des
Lärms bald die
Ohren zu. Der Ort bemüht sich um kulturelle
Völkerverständigung. An
vielen Laternenmasten werden Länder künstlerisch vorgestellt.
Kunst gibt es
auch an Hauswänden.
In einer Seitenstraße fand A. im
„Hotel de la Paix“ ein
ruhiges Plätzchen zum Essen mit typisch französischer
Bedienung „Madame est
partie?“ Während M. und W. sich gleich wieder zum Schiff begaben,
liefen
A. und C.
wegen der Sahne zum supermarché, um dann in einem weiten Bogen
durch ein
Neubaugebiet zum Schiff zu gelangen. Um 15.25 ging die Flussfahrt
weiter, nun
auf der Suche
nach einem lauschigen Plätzchen zum Verspeisen der Tarte.
Bei
Flusskilometer 372 verbindet eine
genietete
Hängebrücke eine Insel, auf dem laut Führer ein Schloss
sein soll, mit dem
Festland, auf dem sich eine alte Mühle oder Fabrik befindet. Die
in den Führern angedrohte starke
Strömung durch den
Zufluss Lanterne bemerkten wir überhaupt nicht, denn es gab kein
Hochwasser.
Alle Schleusentore an der Saône, die bei Hochwasser geschlossen
werden können,
standen für uns offen. In der Schleuse 4 Conflandey nahm eine
freundliche
Wärterin mit einer Hakenstange unsere Leinen in Empfang.
In Port d`Atelier ging W. von Bord, um bis
Baulay (ca. 3
km) zu joggen. Außer unseren Spaziergängen war dies diesmal
die einzige
sportliche Betätigung. Die vier Fahrräder an Bord blieben
dieses Mal unberührt. M.
und C. kochten
Kaffee und deckten den Tisch, um es nach dem Anlegen in Baulay
gemütlich zu
haben. Der Ponton erwies sich jedoch als ziemlich kurz. Als dann
noch ein weiteres Schiff anlegen wollte fuhren wir weiter. Nach der
Schleusung Montureux (3) legten wir um
18.00
Uhr in der Nähe des Château du Grand Bois an und tranken
endlich Kaffee. C. las aus den
Führern über
Jussey vor und so beschloss man, dorthin zu laufen. Der Weg dorhin
führte an Weiden vorbei - Schafe,
Kühe, Pferde teilweise
auf einer gemeinsamen Weide inclusive Jungtiere und männliche -
und war eben, aber
er zog sich sehr in die Länge, so dass A. seinen schmerzenden
Fuß zum Anlass nahm,
nach der
Hälfte umzukehren. Die anderen drei erreichten den Ort, nachdem
sie sich für
alle Fälle die Telefon-Nummer eines Taxiunternehmers
aufgeschrieben hatten. Die
Häuser sind aneinander gebaut und schlängeln sich in zwei
Bögen sanft den Berg
hinauf. Die Kirche, in der sich ein interessantes Altartabernakel
befindet, war
leider schon geschlossen. Der Ort besitzt mindestens zwei
Waschhäuser, die
heute noch als Treffpunkt benutzt werden.
Als man um 20.40 Uhr zu Fuß
wieder zum Schiff zurück
kam, äußerte A. sein Unbehagen über diesen Anlegeplatz
für die Nacht. M. war
die Eisenbahnlinie zu nah. Also tuckerten wir weiter, um in Cendrecourt
anzulegen. Da alle Pontons belegt waren, „strandeten“ wir in der
Wildnis davor.
Gegen 21.30 Uhr wurde an Bord zu Abend gegessen.
Dienstag, 27.
Juli 2004
(20 km in etwa 3 Stunden, 1 Schleuse)
Frühmorgens war die Landschaft
eingenebelt, langsam konnte
man immer weiter sehen, bis es ganz aufklarte. Das Frühstück
wurde ohne
frisches Baguette etc.
eingenommen, dafür kam die Wiese bis ins Schiff. Aus der Erfahrung
der früheren
Urlaube hatten wir Knäckebrot und Brödli als eiserne Reserve
für solche Fälle
an Bord. Um 9.30 Uhr legten wir ab, um gleich mit
der
Schleusung
von Cendrecourt (2) zu beginnen. Der Ort selbst schien außer
schönem
Blumenschmuck nichts zu bieten zu haben. Auch die Schleuse 1 Ormoy
passierten wir
schnell, um um 11.25 Uhr in die Marina von Corre einzulaufen, einem neu
angelegten, sehr großen Hafen. Da der Supermarkt, der nicht so
leicht zu finden
war, um 12.00 Uhr schloss, mussten wir uns beeilen. Nachdem die
Vorräte auf dem Schiff
verstaut waren, suchten
wir ein Speiselokal. A. führte uns ruhig, aber bestimmt zu „Max“ -
einem
interessanten Restaurant- Chef mit einem noch
interessanteren
Garten mit vielfältiger, hübsch angelegter Bepflanzung,
alten Geräten und
einer Kegelbahn im Freien. Das Essen selbst hätte allerdings
besser zubereitet
werden können. Danach war es uns so heiß, dass wir nur noch
schnellstens zum
Boot wollten.
Wir suchten einen schattigen Platz und
fanden ihn erst in
Ormoy. M. und W. setzten sich mit den Stühlen vom Deck unter
große Bäume,
während A. und C. den Ort erkundeten und einen Supermarkt und/oder
eine
Boulangerie suchten. Die Häuser des Ortes wirkten - wie schon
einige vorher -
ziemlich heruntergekommen. Das liegt auch daran, dass die Franzosen
ihre Häuser
anscheinend nicht anstreichen und sie deshalb von Anfang an schon
bräunlich
aussehen. Einzelne Menschen sah man arbeiten, manche unterhielten sich.
Die
große Freitreppe zur Kirche war sehr ausgetreten - Sturzgefahr
gerade für
ältere Menschen? - an der östlichen Längsseite war
jedoch vor kurzem ein
rampenähnlicher Kiesweg angelegt worden, der zu einer weiteren
Tür führte, die
nicht verschlossen war. Am anderen Ende des Kiesweges kam man an
eine
Marienstatue. Vor nicht allzu langer Zeit musste sie die Mitte eines
Kreisels
gebildet haben, von dem man nur noch Spuren erahnen konnte. In den Ort
verirren
sich auch LKWs, ein Fahrer wollte ausgerechnet von C. eine
Ortsauskunft,
ebenso eine vierköpfige Familie aus der Schweiz.
Ein etwa 8jähriges Mädchen, das
mit drei Baguettes beladen
war, hatte anscheinend unser suchendes Umherirren beobachtet und sprach
uns an.
Nach langem, gestikulierendem Reden gingen A. und C. in die Richtung,
in der
sie vorher eine geschlossene Boulangerie entdeckt hatten, dabei
dirigierte das
Mädchen „traversez“. Die Boulangerie war offen!
Glücklich winkten sich
die drei zu. Nachdem zwei Baguettes erstanden worden waren, ging es
zurück zum
Schiff. Zum Weiterfahren hatte keiner Lust und so klang der Tag
gemütlich aus.
Nach
dem Abendessen wollten A. und C.
einen Rundgang
machen, an dessen Eckpunkten die beiden Brücken standen. Leider
fing man mit
der nördlichen Brücke an, denn dieser Weg führte an
einem Bach entlang bis zu
einem Wehr. Weiter wollte man nicht gehen und es gab keine
Möglichkeit den Bach
zu überqueren. Also musste man auf dem selben Weg wieder
zurück. Beim
Überqueren der Brücke machte man sich über den Verlauf
der verschiedenen
Flüsschen darunter so seine Gedanken. M. und W. machten
unterdessen einen
Spaziergangam Ufer entlang von Brücke zu Brücke und
beobachteten dabei Kinder
mit einem Hund, den sie u. a. im Waschhaus durch das Wasser jagten. Die
beiden
wären auch gerne weiter gegangen, aber es gab nur 1 Satz
Schlüssel für das
Schiff. Der Flexibilität willen sollte man in Zukunft um
Zweitschlüssel bitten.
Mittwoch, 28.
Juli 2004
(53 km in etwa 7 Stunden, 6 Schleusen, 1 Tunnel)
Für diesen Tag hatte man sich ein
großes Stück
vorgenommen, damit wir noch in den Wald von Gray gelangen konnten.
Deshalb
legten wir schon um 7.30 Uhr ab. W. wollte eigentlich im Fahren
frühstücken,
aber die Lehrerin C. wünschte die gewohnte gemütliche
Frühstücksrunde. Deshalb
legte man um 8.05 Uhr für 30 Minuten in der Wildnis in der
Nähe der Ile de
Denon an.
Wir passierten die Schleusen 2 Cendrecourt
und 3
Montureux. Am südlichen Ende von Montureux fällt ein etwas
heruntergekommenes
Herrenhaus auf, neben dem eine Kirche innerhalb einer teils zerfallenen
Friedhofsmauer steht. In Fouchécourt wird schon sehr viel
für die Bootstouristen
getan.
Conflandey reizte uns schon auf der
Hinfahrt und so legten
wir um 11.25 Uhr an. Wir liefen in Richtung Ort, um über eine
zweite, schmalere
Brücke auf die Insel zu gelangen. Das Schloss ist in Privatbesitz
und nicht
zugänglich. Die andere, breitere Brücke führt auf das
Festland, auf dem sich
eine Fabrik befindet, in der eine Drahtzieherei Heftklammern
hergestellt. In
einem kleinen Bogen durch den Ort gingen wir zurück zur Mühle
und aßen auf der
Terrasse zu Mittag. Das Essen schmeckte gut, der Service jedoch war
nicht
besonders. Der Freizeitpark verspricht in der Werbung viel mehr als er
in
Wirklichkeit ist. So fanden wir nicht die angepriesene Boutique mit
regionalen
Spezialitäten. Positiv hervorzuheben sind lediglich die neuen
phantasievollen
Klettermöglichkeiten auf dem Spielplatz.
Um
14.00 Uhr legten wir wieder ab. Kurz
vor Port-sur-Saône
kam uns in einer engen Linkskurve im relativen schmalen Flussbett
ein
großer Frachter entgegen, gleichzeitig hielt auf dem Uferweg ein
Auto an, dem
drei Polizisten entstiegen. Glücklicherweise kam man ohne
Berührung aneinander
vorbei. Dieses Mal war an der Schleuse 5 Port-sur-Saône leider
kein Mensch zu
sehen, und wir hatten uns schon so sehr auf eine weitere Tarte gefreut.
Nach der Schleuse 6 Chemilly kamen wir zum
St. Albin
Tunnel. Von der Brücke vor der Einfahrt sprangen Kinder ins
Wasser. Das
Durchfahren des Tunnels war nun schon Gewohnheit. Nach dem Passieren
der
Schleuse 8
Rupt-sur-Saône bogen wir links nach Traves ab. Nun ging es auf
breitem Fluss
durch unberührte (Wald-)Landschaft. Wir waren allein in Gottes
Natur mit
Vögeln, vor allem Graureihern, während die Eisvögel kaum
zu sehen waren. Es war
eine atemberaubende Fahrt. Nach etwa 4 Kilometern entdeckten wir rechts
hinter
Büschen eine kleine Gruppe von alten Wohnwagen - ein Kind winkte
uns zu. Hinter
der Brücke von Traves standen zwei Frauen im Wasser und angelten,
eine hielt
ihren Rock hoch, der anderen machte die Nässe anscheinend nichts
aus. Die
beiden schienen in das angenzende Wohnwagencamp
zu gehören. Nun suchten wir die
in den Karten angegebene zweite Anlegestelle, aber Traves bot uns einen
ganz
neu angelegten Hafen, der noch in keiner Karte verzeichnet war. Auf dem
Hafengelände konnte man auch eines
der acht
Ferienhäuschen mieten ( vier davon waren belegt) oder in der Bar
drinnen oder
draußen sitzen.
Nach
der Anmeldung nahmen wir den steilen
Weg in den Ort
auf der Suche nach einer Boulangerie. In einer schmalen
Seitenstraße fanden wir
in einer Art Garage die Epicerie von Madame Negre, von der wir
zuvorkommend und
sehr freundlich bedient wurden. Den Hinweisen auf die „pierres
percées“ folgten wir nicht
mehr - M. hatte uns schon auf Miniaturausgaben in einem Vorgarten
aufmerksam
gemacht - , sondern gingen zurück zum Schiff, um auf dem Deck zu
Abend zu
essen. Anschließend genossen wir die
Stille. Schwäne drehten ihre
Runden. Graureiher machten es sich gemütlich. Im Wasser stand ein
Stuhl auf
einem Ponton, der ein Anziehungspunkt für die Vögel war.
Donnerstag, 29.
Juli 2004
(73 km in 7 Stunden und 45 Minuten, 7 Schleusen und 1
Tunnel)
Am
Morgen lag überraschenderweise weder Nebel noch Dunst über
dem Wasser. A. und C.
machten einen ausführlichen Spaziergang durch Traves und kamen
nach einer
Stunde mit frischen Backwaren zurück. Nach dem Frühstück
legten wir um 10.00
Uhr ab. Die Rückfahrt war genauso romantisch, was A. zum Ausspruch
veranlasste:
„Das Schöne ist, dass man hier überall , wo man möchte,
sein Wohnzimmer
hinlegen kann.“ Dieses Mal folgten uns jedoch zwei Schiffe, deren
Abstand erst
mit der Zeit größer wurde. Am Ende blickten wir aufmerksam
zum Ort
Rupt-sur-Saône mit seiner Burgruine und Kirche. Dann fuhren wir
wieder unter
der Brücke von Chantes durch, auf der dieses Mal niemand stand,
dafür hatten
wir auf dem Wasser Gegenverkehr. An der schön angelegten Schleuse
9 Chantes
befanden sich viele Menschen, die Gründe haben wir nicht entdecken
können. Wir
mussten auf ein zweites Boot warten, in der Schleuse 10 Soing wartete
ein
Schiff auf uns, in Schleuse 11 Charentenay warteten wir wieder. Um
12.50 Uhr
legten wir wieder in Ray-sur-Saône an, um bei Yvette zu speisen.
Dieses Mal
hatten zwei Schwimmer, die an der Boje standen, unsere Aufmerksamkeit.
Plötzlich
spürten wir etwas unter dem Schiff - das war unsere erste
Bodenberührung! Die
Karten hatten davor gewarnt. Dieser Ort hat es in sich!
Um 14.20 Uhr ging es dann weiter - ohne
Pause, selbst
durch Gray ging es einfach nur durch, bis wir schließlich um
19.25 Uhr in
Mantoche unterhalb des Schlosses anlegten. Ein Schweizer ermunterte
uns, dort
anzulegen, wo ein Angler am Ponton seiner Beschäftigung nachging,
und
tatsächlich ließ er sich nicht von uns irritieren. Nach
einer großen Umrundung
des Ortes per pedes, bei der wir auch an einem Maler vorbei kamen,
aßen wir um
21.00 Uhr auf dem Deck zu Abend. Im Garten eines angrenzenden Hauses
saß ein
Mann weit weg vom Haus am Gartenzaun in der Nähe des Flusses.
Nachdem sich M.
und C. zurückgezogen hatten, beobachteten W. und A. auf dem Wasser
springende
Fische und sogar einen Biber - oder war es ein Fischotter?
Freitag, 30.
Juli 2004
(33 km in 6 Stunden, 5 Schleusen)
A. und C. holten wieder Frisches vom
Bäcker - sauber
eingerichteter Raum, in dem es auch andere Sachen zu kaufen gibt,
überwiegend
Konserven - und entdeckten dabei auch ein neu angelegtes Anwesen mit
swimmingpool
- sozusagen ein modernes Schloss. Gleich nach dem Ablegen um 9.55 Uhr
bemerkten
wir auf einer Boje einen Eisvogel. Nach dem Passieren der Schleuse
Aprémont
fuhren wir unter einer blauen Brücke durch, in deren Unterseite
sich das Wasser
spiegelte. Dann kamen wir endlich in das ca. 8 km lange, große
Waldgebiet de
Chamois, du Fays und de Chy.
In Heuilley merkte man, dass auch in
Frankreich die großen
Ferien angebrochen sind, so viele Menschen tummelten sich am Strand.
Weit vor
uns fuhr ein Frachter, der plötzlich nach rechts abbog - in den
Canal de la
Marne à la Saône. Nach der Schleusung - hier gibt es sogar
ein bureau
déclaration , und auch unsere Daten wurden notiert - fuhren wir
nach
Pontailler-sur-Saône. W. wollte unbedingt unter einer kleinen
Brücke in einen
Seitenarm fahren und legte dort um 12.25 Uhr im Schatten an. Sieben
Schwäne
begleiteten uns und verlangten dafür Futter. In der Nähe
speisten wir köstlich
bei sehr freundlicher Bedienung im Garten der „Hostellerie des
Marronniers“.
Dieser Ort besitzt wieder eine sehr verkehrsreiche
Durchgangsstraße, aber auch
interessante Häuser und schöne Ecken. C. musste wieder mal in
die Kirche
huschen, die äußerlich durch eine Säulenvorhalle
reizte, aber auch im Inneren
wurden die Säulen fortgesetzt. Die Kirche ist zweigeteilt:
Schön restaurierte
Ecken, Fenster und Seitenkapellen und Altes, Unaufgeräumtes, u.a.
dient eine
Seitenkapelle als Lagerraum. Selbst der Beichtstuhl müsste
überholt werden,
oder wird er nicht mehr gebraucht?
Um 15.20 Uhr legten wir wieder ab. Nun
ging es auf die
letzte Etappe. Wehmut kam auf. In der Schleuse Heuilley war Eile
angesagt, da
die Besatzung des Schiffes vor uns zu früh an der blauen Stange
gezogen hatten,
ohne auf unsere Vertäuung zu warten. Dies ärgerte W. so sehr,
dass er danach
schnell überholte. An der Schleuse 16 Gray half ein
Schleusenwärter besonders
dem Schiff vor uns, auf dem der Steuermann allein arbeitete,
während Frau und
Kinder unter Deck blieben.
Um
18.50 Uhr legten wir bei Gray an einem
Holzsteg
nördlich des Schwimmbades zwischen zwei Schiffen an. Im Anblick
eines
herrlichen Sonnenuntergangs und Vollmondes aßen wir zum letzten
Mal auf dem
Deck zu Abend. Die Überraschung kam beim anschließenden
Abwasch. Wir hörten
komische, uns bisher unbekannte Geräusche. Langsam ließ der
Wasserdruck nach.
A. und W. vermuteten, dass sich ein Schlauch gelöst haben
könnte.
Samstag, 31.
Juli 2004
Um 6.30 Uhr standen wir auf, um zu
räumen. Aus den
Wasserhähnen kam überhaupt kein Wasser mehr. Plötzlich
hatten A. und W. die
Idee, dass es auch Wassermangel sein konnte - und tatsächlich, so
war es. In
den letzten Tagen hatten wir öfter geduscht als in den vorherigen.
Dieser Mangel
war einfach zu beheben: Man löste die Leinen und wir fuhren in
einem
wunderschönen Morgenrot zur Station, um erst einmal Wasser zu
tanken.
Nach dem Räumen der Zimmer
frühstückten wir ein letztes
Mal gemütlich an Bord. Dann spülten M. und C. ab und
räumten die Küche auf und
aus, während W. und A. schon die Autos bepackten. Wir mussten -
wie einige andere auch
- auf die
Abnahme des Schiffes warten. Putzkolonnen gingen auf die abgegebenen
Schiffe,
um sie für die Nächsten herzurichten. Zu uns kam ein
englischer Mechaniker, der
seine Aufgabe sehr schnell erledigte.
Um 9.30 Uhr fuhren wir ab – W. mit M. nach
GPS, A. mit C.
traditionell nach Papierkarte-, um in der Umgebung von Besançon
noch 3 bis 4
Tage zu verbringen.